Donnerstag, 23. Juni 2005

Wettlesen

IMMERZU IN DEN WORTEN SEIN,
OB MAN WILL ODER NICHT,
IMMER AM LEBEN SEIN,
VOLLER WORTE UMS LEBEN,
ALS WÄREN DIE WORTE AM LEBEN,
ALS WÄRE DAS LEBEN AM WORT.

(Ingeborg Bachmann)

Es ist wieder einmal so weit, das alljährliche Wettelesen, der Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb der Tage der deutschsprachigen Literatur in Klagenfurt, findet dieser Tage statt, 3sat überträgt wie immer live, die Lesungen, die Diskussionen, spannende Hintergrundgespräche mit Gerd Scrobel.
Leider kann ich nur ein paar Lesungen verfolgen, weil ich ja heut nachmittag schon aufbreche in meinen Urlaub nach Schweden. Aber zum Glück gibts ja die Videos von allen Lesungen und Diskussionen auf der Website, http://bachmannpreis.orf.at

Dienstag, 21. Juni 2005

Abt. Heulsuse

Stand eigentlich in irgendeiner Zeitschrift für werdende Eltern dass sich Musik von Tori Amos förderlich auf die Entwicklung ungeborener Kinder auswirkt oder wieso war auf dem Konzert ungefähr die Hälfte der weiblichen Besucher schwanger?

Jedenfalls, es war ein großartiges Konzert. In der ersten halben Stunde war ich zwar etwas in Sorge ob es eventuell nur gut werden würde, aber die Hochverehrte fing sich und zog alle immer mehr in ihren Bann.
Zwischendurch immer wieder angespielte Klassiker, widmete sie den Hauptteil den Songs der letzten beiden Alben, wie immer in wunderbar aufgebohrten Konzertversionen. Erzählt hat sie nicht so viel aber sie findet Berlin ganz toll

Nach anderthalb Stunden schwebte sie von der Bühne, mit dem Effekt dass plötzlich von überall Menschen nach vorne strebten. Da ich ja sowieso weit vorn sass, war es mir ein leichtes, mich ganz nach vorn an den Rand zu drängeln (und damit ein halbes dutzend Tigerentenmädchen zu verärgern die nun auf meine zarte Kehrseite blicken durften), alles um mich, um uns, herum verschwomm und wir hatten nur noch Augen füreinander, sie sang nur noch für mich, jawohl!



Die Frau ist einfach klasse und macht hoffentlich noch lange Musik und kommt noch recht oft dahin wo ich wohne. Nur über ihre Kartenpreise sollte sie mal nachdenken. Obwohl, letztendlich zahl ich ja eh jeden Preis!

Freitag, 17. Juni 2005

Abt. Pupsimarkt

Freitagnachmittag, schnell noch in den Pupsimarkt um die Ecke gesprungen für ein paar Kleinigkeiten fürs Wochenende. Anstehen an der Kasse, mein Herr Vater vor mir, stellt eine Flasche Olivenöl und eine Packung Hering auf das Band, ich dahinter, eine Flasche Brause, ein halbes Brot und zwei fettarme Jogurt, plötzlich eine Stimme: "DIE FLASCHEN WERDEN AUFS BAND GELEGT!"
Ich zucke zusammen, lege sofort meine Flasche Sprite hin, mein Vater, etwas abgelenkt, schaut irritiert zum Kassierer, ein vielleicht achtzehnjähriger Rüpel mit Zahnspange, reagiert nicht, "SIE AUCH, DIE OLIVENÖLFLASCHE WIRD AUCH HINGELEGT!", Warum, fragt mein Vater, noch irritierter. Der Kassenscherge springt auf, knallt die Flasche aufs Band, deutet fuchtelnd auf den Boden seines Kassenkabuffs, "DAMIT SOWAS NICHT PASSIERT, SIE KÖNNEN SICH JA MAL ANSEHEN WIE DASS DORT AUSSIEHT!!!". Sie können ja ein Schild aufstellen, sage ich, "NEIN, DAS IST JA WOHL LOGISCH!".
Hinter mir wuchtet ein Herr zwei Sechserpacks Wasser aufs Band, die Flaschen werden aufs Band gelegt, ermahne ich ihn, er grinst, während Ronny meine Sachen eintippt. Macht 2,37, ich gebe 2,40, bekomme 1,03! von ihm zurück und glaube langsam auch, dass es für Unternehmen so schwierig wie nie ist, geeignete Azubis zu finden.

Der 30. Geburtstag oder: Hat ja gar nicht weh getan!

Ich gebe zu, je näher DER Tag rückte, desto unwohler fühlte ich mich bei dem Gedanken daran. Gedanken an Feierei etc. habe ich weit beiseite geschoben, Nachfragen nach Wünschen habe ich ignoriert, habe mir ohne Not einen Termin zum Arbeiten geben lassen.

Ab morgens habe ich dann aber doch immer mal zum Händi geschielt und mit zunehmender Erleichterung registriert, dass meine Bezugspersonen sich von meiner Muffelei nicht haben irritieren lassen. Glückwünsche, Schadenfreude, Beileid, warme Worte, alles dabei,
Du weißt, mit jedem Jahr, das dazu kommt, wird man weiser und gelassener. Ich finde, das ist echt ein Grund sich über Geburtstage zu freuen...
...schrieb mir eine liebe Freundin. Das habe ich mir dann auch zu Herzen genommen und mich fortan über den Tag gefreut, was mir angesichts der Präsentation der jährlichen Erdbeertorte auch nicht mehr so schwer fiel.



Für den Abend hatte ich mich darauf eingelassen, Bier trinken zu gehen.
Essen ist der Sex des Alters, haben die lieben Menschen als Widmung in das Tim-Mälzer-Kochbuch geschrieben, was sie mir geschenkt haben. Mit dieser Erkenntnis ausgestattet, Prost auf die nächsten 30!

Montag, 13. Juni 2005

Endlich Ordnung!

In den Berliner Bezirken gibt es seit geraumer Zeit endlich Ordnung.
Überwacht und hergestellt durch die Mitarbeiter der bezirklichen Ordnungsämter - Menschen die bis vor kurzem noch in Ruhe mit Sesselfurzen und Beamtenmikado ihren "Arbeitstag" ausgefüllt haben. Irgendwann hat man aber auch in Berlin erkannt, das man seine Beamten und Angestellten nicht nur fürs Rumsitzen bezahlen kann. Also verschob man via Stellenpool einen Haufen in die neustrukturierten Ordnungsämter der Bezirke um sie fortan für Wegelagerei, Schnüffelei und allgemeine Bürgerschikane zu bezahlen.

Besonders hervor tun sich die blauen Rächer beim Ahnden vorgeblicher Ordnungswidrigkeiten im Straßenverkehr. In einer Einfahrt geparkt? Oder etwas zu weit im Kreuzungsbereich? Parkplatznot hin oder her, Strafe muss sein. Und damit der pädagogische Effekt besonders gross ist, werden am liebsten morgens zwischen sechs und acht, wenn die Verkehrsgefährdung durch herumlungernde Autos am grössten ist, Knöllchen verteilt.

Gehe ich also vor einigen Tagen um kurz nach sieben aus dem Haus und sehe DREI der Figuren EIN Auto aufschreiben was wohl etwas nah an der Kreuzung stand.
Ach, sage ich, Sie müssen ja viel Personal haben im Ordnungsamt, dass drei Leute ein einzelnes Auto aufschreiben.
Erstaunt und ertappt blicken sie mich an und einer sagt, im Tonfall eines sich verteidigen zu glauben müssenden Sechstklässlers, ich hab ja gar nicht geschrieben!

Na dann...

Sonntag, 12. Juni 2005

Verarsche oder modern? Oder beides?

Heute habe ich den neuesten Beschiß der Bundespost im Gewand der Modernität kennengelernt, nämlich die PACKSTATION .

Post- und besonders Paketboten waren ja schon immer zu faul zum klingeln. Benachrichtigungskarte einwerfen und die Leute das Tage später beim Postamt abholen zu lassen ist ja viel praktischer. (Darüber hab ich mich auch oft genug beschwert. Mit dem Ergebnis dass nach ein paar Wochen ein Brief kam, in dem man sich entschuldigte, den Vorfall bedauerte und versprach dass soetwas nie wieder vorkommen würde. Haha.)

Nun also wird dieses zu offizieller Firmenpolitik erklärt (mit dem praktischen Effekt das auch noch ein paar, hoffentlich die faulsten, Paketfahrer eingespart werden) und die Sendung wird, so Empfänger oder Empfängerin nicht da sind oder der Bote wie üblich keine Lust hat auf soziale Interaktion, nicht mehr im Haus beim freundlichen Rentnerehepaar oder dem Suffke in Parterre abgegeben oder zum Postamt zurückgebracht, nein, es kommt in die PACKSTATION. Dort kann man es sich, etwas früher als üblicherweise im Postamt und zu jeder Tages- und Nachtzeit, mit dem auf der hinterlassenen Karte abgedruckten Strichcode, abholen.

Toll, renne ich also am Sonntagnachmittag mit der Karte zur PACKSTATION, eine Anleitung ist abgedruckt, die Kiste natürlich in gelb, weithin sichtbar. Das Menü befiehlt die Karte mit dem Strichcode vor den Leser zu halten (das Teil hängt bei mir in Kniehöhe, ich bin mir sicher, ein Grossteil der Bediener/innen wischt mit der Karte erst einmal länger vor dem Bildschirm in Augenhöhe herum), Name eintippen und! mit dem Finger auf dem Bildschirm unterschreiben (man kann auch Punkt Punkt Komma Strich malen oder drei Kreuze machen, als letztem Akt der Rebellion gegen die Maschinen). Jedenfalls, dann geht unter Ächzen eine Klappe auf und tatsächlich, da liegt mein Paket!

Ausserdem haben die Marketingheinis der Post sich noch etwas Tolles ausgedacht:
Quasi als Ausbaustufe des Ganzen registriert man sich auf der Internetseite, bekommt eine eigene Packstationsadresse und seine Pakete, Päckchen und so weiter (bis zu einer Grösse von 60x35x35, mindestens maxibriefgross, keine Infopost schwer) fortan dorthin geliefert - natürlich wird man, so mögen wir cool urban people dass, umgehend per E-Mail und SMS über Posteingang informiert.

Sollte die PACKSTATION des Vertrauens mal voll sein, behält es sich The Deutsche Post Worldnet International Logistics Express Service AG vor, den Krempel auch noch eine Weile herumzukutschieren und wahlweise in irgendeiner anderen Station in der Stadt oder doch wieder im Postamt, geöffnet mo.-fr. 9-18 uhr (immerhin keine Mittagspause mehr), abzugeben.

Überflüssig zu sagen dass ich mich natürlich umgehend für die PACKSTATION angemeldet habe. In wenigen Tagen ist es soweit, ich bekomme meine goldene DHL-Kundenkarte:)



Meine PACKSTATION:-)

Update 17/06/05: Mein goldene DHL-Kundenkarte ist inzwischen gekommen, ich warte also auf umgehende Zusendungen von schönen Dingen an:

Jonas Kolpin
2948519
Packstation 178
12435 Berlin

Samstag, 4. Juni 2005