Samstag, 26. November 2005

Öffentlicher Verkehr IV

U1 zwischen Kurfürstenstr. und Schlesische Str.
Diskussion (leicht verkürzt) eines Paares, sie geschätzte 14, besonderes Kennzeichen ein großer rosa Schmetterling im Haar. Er geschätzte 17, Typ langweiliger Durchschnitt, vielleicht ein bisschen zu lang auf der Sonnenbank.
Opfer!
Du Opfer!
Fick Dich
Opferkind
Opfer
Opfer
Hurenkind
Don't touch me!
Ich geh rüber, anderen Wagen, da is Party
Geh doch, Opfer
Mach ich auch Opferkind
Selber Opfer
Geh dich ficken
Opfer
Opfer
Opferkind
Hure
Don`t touch me
Touch me
Opfer
selber Opfer
Kann ich heut bei dir pennen?
Nee, meine Eltern. Und mein Bett is so eng
Pennen wir aufm Boden
Nee du Opferkind

An diesem Punkt muss ich leider aussteigen und ich hab mich auch nicht getraut zu fragen ob ich sie fotografieren darf, ich befürchtete, sie würden den Anschluss in ihrer Debatte nicht mehr finden.

Freitag, 25. November 2005

Öffentlicher Verkehr III

U7 zwischen Gneisenaustr. und Südstern, zu sehen ist das übliche Rumgepöbel zwischen zwei als Gangstarapper verkleideten jungen Menschen unbekannter Herkunft. Plötzlich hält einer der Lümmel inne, packt sein Telefon aus, macht damit Musik an und sagt zu seinem Homie, guck isch muss dir was zeigen, ich hab den vollkrassen Move jetzt drauf und fängt an in einer Art und Weise zu tanzen die mich eher an Jeanette Biedermann erinnert, denn an die coolen Jungs vor den brennenden Mülltonnen in South Central, L.A. Der andere zuckt etwas mit, berührt den Tänzer zufällig an der Hand und zuckt zurück: Du hast ja voll rauhe Hände, musst du mal cremen!

Öffentlicher Verkehr II

Heute ist Jan Ulrich auf der Kochstrasse an mir vorbeigefahren, ohne Licht. Aber einen Helm hatte er auf.

Mittwoch, 23. November 2005

Öffentlicher Verkehr I

S-Bahn Richtung Spandau, kurz vorm Zoologischen Garten, neben mir sitzt Ralf Regitz oder jemand der ihm verdammt ähnlich sieht, sein Rad versperrt zusammen mit einem anderen das jemand gehört den ich nicht kenne den Durchgang. Wegen einer kaputten Tür muss ein älteres russisches Ehepaar aber vorbei. Nu, sagt die Frau mit schwerem Dialekt, machst du Platz? Ralf guckt irritiert was die dicke Frau von ihm will und beschliesst sie zu ignorieren. Die dicke russische Frau gibt ihrem Mann einen Wink - der sich seinerseits nun wie ein T-34 auf dem Weg zur Reichskanzlei seinen Weg durch die Enge bahnt. Sie stolziert hinterher und bedenkt Ralf mit einem russischen Fluch - leider verstehe ich den mal wieder nicht, wohl auch weil meine Aufmerksamkeit inzwischen der jungen Frau neben mir gilt, bzw. dem Buch was sie liest: "Die Royals - Glanz und Elend einer englischen Familie" Bevor wir aber über meine ehemalige Lieblingsprinzessin Diana ins Gespräch kommen können, muss ich leider aussteigen.

Dienstag, 22. November 2005

Eines meiner grössten Trauma ist es zu verschlafen. Weniger als zwei Wecker habe ich nie an, bei besonders wichtigen Anlässen kommt auch noch das Wecker-Plugin von iTunes dazu.
Nach einer kurzen Nacht und einem etwas anstrengenden Tag lege ich mich am späten Nachmittag ab, Weckzeit 80 Minuten später.
Irgendwann wache ich auf, bin irritiert, höre aus dem Radio die Stimme meiner Lieblingsvormittagsradiomoderatorin und denke Scheisse! Durchgeschlafen! Ich habe Saschas Hühnersuppe verpasst!
Nach einer kurzen Phase der Desorientierung stelle ich fest dass es draußen immer noch dunkel ist, dass Marion Brasch diese Woche den Abend moderiert. Nur mit der Hühnersuppe wurde es nix, da der Sascha nach ungefähr 3 Monaten jeden Montag die nicht mehr mehr sehen kann. Deswegen gabs Stulle. Das wusste ich aber zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

Mittwoch, 16. November 2005

Ich war Brot kaufen, laufe nach Hause, die Strasse, ein Schulweg, voller junger Pisaversager. Mir kommen zwei Mädchen entgegen, sie brüllen einem Jungen offensichtlich nichtdeutscher Herkunft, der grade an mit mit dem Rad vorbeifährt, entgegen dass Sport ausfällt wegen Regen, er entgegnet, ihr lügt, es regnet nicht!
Daraufhin schreien sie ihm etwas unverständliches hinterher und brechen in spontanes Gekicher aus. Sie bemerken mich und meinen irritierten Blick und eine sagt, dass hat mir seine Schwester beigebracht, das ist türkisch und heisst du doofer Arsch!
Schön dass Integration so einfach sein kann.

Montag, 14. November 2005

Geil, der AAL-Achim kommt in meine Hood!
ob ich allerdings die alten Plombenzieher von Omma`s noch essen will, weiss ich nicht. Und sind die grieschischen Pasten die gleichen wie die, die es am Schmuckstand gibt?

Samstag, 12. November 2005

Auf Achse

Ich hatte es mir so toll vorgestellt, ich aufm Bock als König der Landstrasse Franz Mersdonks Bruder im Geiste, Günther Willers fährt sicher hinter mir.
OK, das ein vollgeschmierter 7,5-Tonner nicht soviel hermacht wie eine 600-PS Zugmaschine, war mir schon klar aber wenigstens hatten wir Anrecht auf all die Fernfahrerannehmlichkeiten in der Truckerlounge auf der Fähre Richtung Schweden, Gratisbier in Strömen, riesige Schnitzel mit Pommes, nackte Weiber, Musik von Truckstop oder wenigstens Gunther Gabriel....nun ja, die Realität holt einen ja schnell wieder ein. Zwar war das Essen im Preis enthalten, genauso wie die Kabine, verheissungsvoll gabs sogar einen Voucher für EIN Bier, als wir aber in der Lounge ankamen mussten wir ernüchtert feststellen, dass es keine räumliche Trennung gab zwischen dem Pöbel – PKW-Touristen, Busreisegruppen und sogar Fußgängern – und uns und unseren Kollegen.
Als wir uns damit abgefunden hatten kam der nächste Schlag ins Gesicht. Das Fernfahrerbuffet war zwar dem Anschein nach reichhaltig, allerdings gar kein wirkliches Buffet, es gibt nämlich nur einen Teller voll und den darf man sich nicht einmal selbst vollmachen sondern man dirigiert einen Küchenknecht, der grundsätzlich zuviel Sosse auf den Teller kippt und immer die kleinsten Stücken Fleisch raussucht (Ich glaube ja, dass die großen Stücken nur zur Dekoration dort liegen, als Unterlage für die appetitlichen Zitronenscheiben). Die größte Schmach allerdings hatten sie sich für den Schluß aufgehoben. Voller Vorfreunde hatten wir uns aus dem Kühlregal ein RoPi (Für Aussenstehende: Rostocker Pilsner) gegriffen, voller Stolz wedelten wir mit unseren gelbleuchtenden Mealvouchern inklusive ein Bier oder ein alkoholfreies Getränk, bahnten uns den Weg zur Kasse und wurden gedemütigt. Der Kassenrochen wies uns mit schnarrender Stimme zurecht, zum LKW-Fahreressen gibt’s nur alkoholfreies Bier. Da es den anderen Jungs auch so ging, bzw. die ja schon seit Jahren so vor den Kopf gestossen werden, war die Stimmung natürlich entsprechend mies. Die meisten sassen rum starrten gedankenverloren in die Luft, stocherten in der etwas zu festen Götterspeise herum und rauchten.
Also blieb uns nichts weiter übrig als ins Bett zu gehen, wir standen ja so ein bisschen unter dem Druck mit allen anderen die Fähre zu verlassen und das Frühstück wollten wir ja auch nicht verpassen. Und das hat dann wieder ein wenig entschädigt für das Abendessen, das Rührei war einfach grandios und man konnte sich soviel gebratenen Speck wie man wollte drauftun.
Dann aber gings los, runter vom Kahn, auf die schwedische Landstrasse, in noch stockfinsterer Nacht. Und was folgen sollte war der so ziemlich schönste Sonnenaufgang den ich in meinem Leben bisher gesehen habe, ein Himmel der von tiefnachtdunkel über sattleuchtendorange zu klarleuchtendblau mit Sonne wechselte, dazu in harten Gegenlicht die wunderbare schwedische Landschaft, knorrige Bäuume auf geernteten Feldern, Windmühlen und die bunten Häuser allerorten.
Auch die folgenden Tagen überwältigten mich mit einer Pracht wie ich es nicht erwartet hätte. Einen kleinen Eindruck vermitteln die Bilder hier.
Und mit der christlichen Seefahrt wurden wir auch wieder versöhnt. Das Schiff zurück hatte nämlich eine schwedischen Besatzung und einen deutlich besseren Koch. Man konnte aus ungefähr 12 Sorten Fleisch wählen, überflüssige Gemüsebeilagen gab es nicht, dafür herrliche Bechermelkartoffeln.
Dafür war die Nacht ein Graus, es war hohe See und das Schiff schaukelte wie ein alter Seelenverkäufer. Zudem hatte ich in unserer Zwei-Mann-Kajüte das obere Bett und wenn man versucht sich festzuhalten und dabei einzuschlafen, vernachlässigt man entweder das eine oder das andere. Entweder schläft man ein und rumpelt weniger später durch die Gegend, oder man liegt stabil, schläft aber nicht. Ein Teufelskreis.
Und natürlich ist die Autobahn von Rostock nach Berlin frühmorgens auch nur ermüdend und kein Stück interessant. So aber hatte ich wenigstens den Anschein einer Ahnung wie sich ein Brummifahrer nach 30 Stunden auf dem Bock fühlt...

Freitag, 4. November 2005

berg

Wieder einmal ist es Zeit Dank zu sagen an Frollein K., die mich vor kurzem ermahnt hat, doch dringend den Newsletter der von mir auch schon seit vielen Jahren geschätzten Sibylle Berg zu abonnieren.
Wann immer eine Mail von ihr eintrifft, befällt mich seltsamerweise das Gefühl des spontanten Überraschtseins, gefolgt von tiefer Dankbarkeit darüber, an den Weisheiten von Frau Berg teilhaben zu dürfen.
Wenn das noch nicht deutlich genug war, husch husch, ab auf die Seite, auf das erste Tier drücken und in den Verteiler eingetragen, ihr werdet es nicht bereuen!