Samstag, 31. Dezember 2005

Sille 05

Dieses Jahr ist es endlich so weit. Immer mal wieder hat man ja so seine Spässchen gemacht über Silvester. Nächstes Jahr bleib ich zu hause und mache nix wenn man wieder mal auf irgendeiner langweiligen Party mit teuren Getränken und komischen Leuten war. (Hmm, war ich eigentlich nie fällt mir grad auf...)

Dieses Jahr nun sollte ich Besuch bekommen. Der ist spontan krank geworden und so stand ich Freitag mittag ohne Planung da. Prima dachte ich, bleib ich halt zu Hause und guck Silvesterstadl.
So konnte ich guten Gewissens auch die Mitleidseinladung am Nachmittag ablehnen und mir Gedanken machen, was ich denn so mache wenn ich nix mache.

Heut mittag war ich einkaufen, schliesslich will ich ja was ordentliches essen und trinken. Und bei einem Streifzug durch die Filmabteilung von Saturn habe ich das Rahmenprogramm für heut abend erstanden. Der Pate 1 - 3 in der Schmuckbox.

Es ist 18:30, ich bin am Schwedenwinterbilder aufhübschen und schaue grossartige Konzertmitschnitte auf 3sat. Heute kamen schon die Beach Boys, Doobie Brothers, Eagles, Norah Jones und aktuell Queen ohne Freddy.

20:05
Ich beginne mit den Vorbereitungen für mein Abendessen. Die Avocados für die Guacamole sind zu hart, das pürieren macht es etwas besser. Dafür gelingt die Bohnencreme vorzüglich, ich habe diesmal frischen Koriander.

21:03
Bis eben haben mir T., T., und B. online Gesellschaft geleistet. T. hat sich nun doch dem Druck unterworfen, was zu machen. T. hat Besuch, schaut aber hin und wieder rein. Sagt er. B. befindet sich in einer anderen Zeitzone muss sich um seine Silvesterplanung erst in ein paar Stunden kümmern.

Als Vorspeise serviere ich mir getoastetes Schwarzbrot mit Aioli. Dazu gibts den Rest vom Wein von gestern, ein Temparanillo aus Trauben aus ökologischem Anbau, sehr angenehm.

21:06
Der Pate Teil 1 beginnt. Viel zu spät, so sitze ich bis morgens um sechs hier.

22:28
Essen ist fertig, lecker Nachos con Carne, mit Käse überbacken, dazu die Pampen und ein neuer Rotwein, ein sizilianischer Syrah.
Auf dem Hof zeigt ein Vater seinem schätzungsweise drei und fünf Jahre alten Kindern wie man Knaller schmeisst. Hoffentlich tun sie tut er sich richtig weh dabei.
Der Sohn vom Paten hat grad zwei Typen umgebracht. Nicht mal zu Ende essen durften sie. Dabei gabs in dem Laden das beste Kalbschnitzel der Stadt.

23:19
Ich kann nicht mehr. Dabei hab ich nicht mal die Hälfte von dem Zeug geschafft. Naja, wird ein schönes Frühstück morgen.
Don Vito hat Friede geschlossen mit dem Türken.

23:40
Der Don ist tot. Und ich geh jetzt gleich mal aufs Dach.

00:15
Der Deckel vom Dach ging sehr schwer auf. Sehen konnte man auch nicht viel. Ausser die ganzen anderen Menschen auf den anderen Dächern ringsherum.

Der Pate Teil 2 hat grad angefangen. Der kleine Vito muss aus Sizilien fliehen.



01:04
Warum is der ganze Film auf italienisch? Man muss die ganze Zeit hinschauen und die Untertitel lesen.
Die Knallerei geht mir aufn Sack, ich will ins Bett. Vielleicht schneid ich mir gleich noch die Haare.

01:48
Passiert da nochmal was in dem Film?
Ich trink jetzt Wodka Appelsaft.
Als Dessert wollt ich eigentlich ein Mousse au Chocolat essen. Aber ich befürchte das verträgt sich nich mehr mit dem anderen Zeug was ich in mich reingestopft habe.

03:28
Der Sohn vom Paten ist ein uncharismatischer Schlaffi. Gibts im dritten Teil auch wieder einen Neuen oder isses da der gleiche Loser? Naja, vielleicht guck ich den morgen abend.

Ansonsten frohet neuet, ick jeh jetzt ins Bett. Nachti Nachti Herr Lehmann.

Freitag, 30. Dezember 2005

Jaja, ich weiss, schon wieder Bus.
Etwas was es so wohl nur in Berlin gibt, sind quatschende Busfahrer. Typen mit Schnauzbärten, Pennerkante und Lederschlips, die an jeder Haltestelle die gleichen alten Witze und Kalendersprüche ablassen und sich für lustig und originell halten, bevorzugt morgens um kurz nach sieben, wo schweinegute Laune richtig toll ankommt.
An der Endhaltestelle am Hermannplatz also, er steht längst, sein Psalm: So meine Damen und Herren wir werden uns ja nich mehr sehn dies Jahr, ick wünsch ihnen wat und nen jutn Rutsch und, bleiben se Mensch!
Und im Nachsatz: Passense uff dasse nich ausrutschen, die Haltestellen sind alle nicht gefegt, da DIE den Kollegen nicht den Nachtzuschlag zahlen wollen.
Lautes Rufen von hinten aus dem Bus: Faules Pack!
Schöner hätt ichs auch nicht sagen können.

Donnerstag, 29. Dezember 2005

Schweinetaxe

Heute war es mal wieder so weit, ich fahre mit dem Zug. Und zwar nicht mit irgendeinem Zug sondern mit dem Regionalexpress. Früher hiess der Schweinetaxe und bestand aus zwei Triebwagen die so laut waren, dass man sein eigenes Wort kaum verstand.
Heute sind zwar die Wagen leiser, verstehen tut man sich aber immer noch nicht, weil alle 30 Sekunden eine Fanfare ertönt, die die Ankündigung des nächsten Haltes ankündigt, auf welcher Seite sich, Überraschung! diesmal der Ausstieg befindet, dass wir erst 12 Minuten Verspätung haben und wann der Schaffner Zugbegleiter kacken geht.
Ich gehe also zum Fahrkartenschalter und frage den Servicedrachen ob hier den auch Züge nach Berlin fahren (Ich befinde mich in Schwerin, der Rockin’ Landeshauptstadt von Mecklenburg-Vorpommern). Sie schaut irritiert und nickt.
Gut, dann will ich da hin.
Sie grunzt mich an: Bahncard? Ich schaue freundlich fragend.
H a b e n S i e e i n e B A H N C A R D ???
Ist das verpflichtend?
Also keine.
Langsam fängts an Spass zu machen. Ich teile ihr mit, dass ich seit mindestens fünf Jahren nicht mehr Bahn gefahren bin (dass dies nicht ganz stimmt, muss kriegt sie nie raus!) und damit ja quasi Neukunde bin und ob es denn da nicht einen kleinen Begrüssungsrabatt gäbe. Entgeisterung springt mich an.
Wollen Sie mich verkackeiern (Mittelalte Frauen sagen immer verkackeiern, wenn sie meinen schelmisch zu sein)
Ich bleibe ernst.
Also ACHTUNGZWANZIGSECHZIG. Die Nachfrage was denn heut das vegetarische Menü ist, erspare ich mir und ihr.
Auf dem Bahnsteig fühle ich mich in einer Raum-Zeit-Verschiebung gefangen: Auf Gleis drei fährt ein der Regionalexpress nach Berlin. Abfahrt war 8:17. Es ist 8:23.
In einem Viehtransport kann es nicht viel unbequemer sein, es gibt natürlich keine Steckdosen (was mich und meinen Viereinhalbstundenpowerbookakku nur am Rande interessiert), die Toilette ist nicht zugänglich, der Schaffner schaut mich bei jedem Vorbeigehen so misstrauisch an als wäre ich Araber.
Dafür aber sind meine Mitreisenden echte Highlights, Doreen mit ihrer Tochter Chantal. Ich darf auf ihr Gepäck aufpassen während Sie den Snackautomaten suchen gehen als Chantal Hunger hat.
In Berlin hat es mal wieder geschneit, was Winterdienste und die BVG im Dezember mal wieder so überrascht, das alles zusammenbricht. Der Zug fährt nur bis Charlottenburg, 20 Minuten lang steht er rum ohne Ansage, dann der genuschelte Hinweis, dass irgendwas mit den Weichen nicht stimmt, man wisse nicht wann es weitergeht, aber freundlicherweise mache man die Türen auf, soll der Pöbel doch mit der S-Bahn weiterfahrn. Nachdem ich 3 Minuten ganz alleine sitze, beschliesse ich ebenfalls auszusteigen. Keine Minute nach Umsetzung des Beschlusses fährt er natürlich weiter...

Mittwoch, 21. Dezember 2005

Etwas was die Vorweihnachtszeit zu einer der unangenehmsten Zeiten im Jahr macht, sind sogenannte Weihnachtsmärkte. Grossflächig wird jeden Strasse, in der sich mehr als drei Einzelhandelsgeschäfte aneinanderreihen, ab Mitte November mit groben braunen Bretterverhauen, "Buden" genannt, gepflastert. Die Höhle unter den Weihnachtsmärkten befindet sich in der Neuköllner Karl-Marx-Str.. Ist der Gehweg dort schon zu normalen Zeiten (wann sind die Zeiten in Neukölln schon normal) nicht sonderlich breit und gleicht einem Hindernislauf um unvermittelt Stehenbleibende (das ist sowas wie der Neuköllner Volkssport), bleibt einen nun nur noch ein schmaler Streifen. Lässt es sich nicht vermeiden und man muss sich wirklich dort an der Häuserwand entlang drücken, erschliesst sich eine Geruchskulisse die man so vorher nicht für möglich gehalten hat. Eine Mischung aus palästinensischem Flüchtlingslager, Alfred-Brehm-Haus und Großküche - verursacht durch stundenlang vor sich hin dünstenden Maiskolben, prima Nackensteaks vom Schwenkgrill, fast ohne Knorpel, mehlklumpige Champignonpfanne ohne Geschmack, sowie Zuckerwatte mit der Konsistenz von Stahlwolle. "Essen" wird aber nur aus einem Teil der Baracken heraus verkauft, etwa ein Drittel verhökert echt erzgebirgisches Kunstgewerbe Made in China.
Richtig Umsatz machen allerdings nur die Schuppen, die das verkaufen was echte Neuköllner wirklich wollen: Sachen die glitzern, die man aufs Händi kleben kann und Klamotten mit Camouflage-Aufdruck.

Was hat das nur mit Weihnachten zu tun, würde mein Grossvater selig fragen. Glücklicherweise haben aber wenigstens die Busahrer in Neukölln noch Gespür für stilvolle Dekoration:



In diesem Sinne, frohet Fest:-)!

Dienstag, 20. Dezember 2005

Kleiner Gourmettip vom Godfather der Fernsehköche Johann Lafer:
Pfeffer nicht in der Mühle mahlen sondern mit Mörser und Stössel zerreiben bis der gewünschte Grad an Feinheit erreicht ist. So werden nämlich ganze Pfefferkörner zerrieben und die enthaltenen ätherischen Öle tragen zum Aroma des Essens bei und verflüchtigen sich nicht, so wie bei den zwangsweise immer vorhandenen halbgemahlenen Körnern in einer Mühle.
Klappt prima, ein vollkommen neues Pfeffergefühl, danke Johann!

Anmerkung von Tobias B. aus B. an der S., der sich weigert die Kommentarfunktion in Blogs zu benutzen: Das war nicht Johann Lafer, das war Rainer Sass, der Underdog unter den Fernsehköchen. Lafer hat den gestossenen Pfeffer nur anschliessend für seine Gans benutzt.
Danke Rainer!

Mittwoch, 14. Dezember 2005

Die neuen Milka-Sorten heissen Liebe und Geborgenheit.
Ziemlich beknackte Namen und auch nicht wirklich lecker. Wie man allerdings darauf kommt, klebrig-süsses, flüssiges Karamel in pappiger Milchcreme mit Geborgenheit zu assoziieren, können wohl nur bekokste Werbeheinis erklären.
Ich will einen Pelzmantel.

Leute gucken III

Ein nicht näher gekennzeichnetes Schnellrestaurant, obere Etage, stilvoll ausgeleuchtet in Neon, Pärchenromantik am Nachbartisch. Vor sich die Überbleibsel des gemeinsamen Mahls, er bohrt und fummelt nach Resten des gleichen sehr öffentlich in seinem Mund rum, erstaunlich wie viel Hand da rein geht. Sie rutscht auf ihrem Stuhl immer weiter nach hinten, ihr Gesichtsausdruck beschreibt stumm den empfundenen Ekel.
Er ist fertig mit wühlen, schaut sie sehr verliebt an, wollen wir los Schatz?

Leute gucken I

Juchu denke ich, als der zottelige Herr mit Gitarre in die Bahn steigt, endlich mal wieder Musik. Allerdings spielt er noch schlechter als er aussieht, was ihm wohl auch bewusst ist, schliesslich versucht er qualität durch quantät wettzumachen und spielt volle drei stationen. Die Strafe folgt auf dem Fuss, natürlich gibt’s kein Geld. Ein kurzer Hoffnungsschimmer als ein dicker Mann mehrere Momente in seiner Innentasche nestelt, dann aber doch nur sein brummendes Handy vorholt.

Leute gucken II

Samtag früh in der U-Bahn, die übliche Mischung aus Frustrierten, die zur Arbeit müssen und abgetanzten Nachtschwärmern, denen man die Sehnsucht nach ihrem Bett deutlich ansieht.
Sie sitzt, die Augen geschlossen, die Füße auf dem Sitz gegenüber, wiegt leicht den Kopf zu imaginärer Musik, hin und wieder huscht ihr ein verzücktes Lächeln übers Gesicht, oh what a night.

Freitag, 2. Dezember 2005

Note to myself:

Ich brauche eine Erkennungsmelodie.

(Ja genau so etwas wie z.B. Thomas Magnum, die losspielt wenn ich einen Raum betrete, die Spannung steigert wenn ich gleich etwas Bedeutsames tue oder nachm Bus renne etc.)
Heute habe ich meinen Freund Börries vom Flughafen abgeholt. Ich mag Flughäfen, gerne auch wenn ich nicht verreise, da gibts immer viele lustige Leute zu sehen. Ist mal was anderes als immer nur in Supermärkten rumgucken:)
Weil auf der Stadtautobahn aber recht voll war, hab ichs grad rechtzeitig zur Landung geschafft, aber auch rechtzeitig zu Aufmarsch von Menschen bekannt aus Funk und Fernsehen, ein Schauspieler der einem verdammt bekannt vorkommt, aber an dessen Namen man sich nie erinnert weil er immer nur schmierige Kleingangster spielt, dann spazierte Cherno Jobatey vorbei und ich habe mich dabei erwischt wie ich nach seinen Schuhen geschaut habe.
Erstaunt war ich etwas als Horst Seehofer, seines Zeichens Minister für Verbraucherschutz und Landwirtschaft, nur in Begleitung seines Taschenträgers, die Gänge lang eilte.
Das alles war aber nichts gegen das was nun folgen sollte. Aus der Sicherheitsschleuse trat James Bond! Ein bisschen alt ist er geworden, er trug auch keinen Anzug sondern Parker und er benutzte wohl auch seinen Decknamen Sean Connery. Ich nestelte nach meinem Telefon um irgendwie ein Bild zu versuchen aber das Gedränge um ihn herum war zu gross, ich zu nervös und er zu schnell bei seiner Limousine, so dass ihr wohl meinen Worten glauben müsst (oder der Berliner Morgenpost)!
(für eine grössere Ansicht das Bild anklicken)

Nachdem ich die kommende Berühmtheit vor geraumer Zeit ja schon angekündigt hatte, ist es jetzt endlich so weit. Die geneigte Leserschaft kann anbei das Ergebnis betrachten. Wahrscheinlich kann ich jetzt nicht mehr unerkannt nach Korea reisen. Aber keine Sorge, ich bleibe auf dem Boden und vergess euch nicht!