Montag, 17. Juli 2006

Django - die Nagelfeile wartet schon

Jeder kennt die Szene, ein Saloon in einer kleinen Stadt im Westen, innen klimpert fröhlich ein Klavier, ein paar Mädchen kümmern sich um ein paar abgefuckte Cowboys an der Bar. Plötzlich schwingt die Saloontür auf, ein Fremder mit finstrem Gesicht betritt den Raum, die Musik hört schlagartig auf, die Cowboys entsichern die Colts, die Damen stecken die Köpfe zusammen und tuscheln, der Bartender geht hinterm Tresen in Sicherheit...
Schnitt.
Man ersetze den Saloon durch ein Nagelstudio in einem Neuköllner Einkaufscenter, die Mädchen und den Bartender durch die asiatischen Nailstylisten/-innen, die abgefuckten Cowboys durch Neuköllner Schicksen unterschiedlichen Alters und den Fremden mit finstrem Gesicht durch MICH.
Jawohl. Meine reizende Mutter hat mir einen Gutschein für eine Maniküre geschenkt. Ich hatte wohl mal sowas gesagt und es war auch dringend nötig.
Nachdem ich eine Weile um "Euro USA New Roses - Professionelles Nagelcenter im amerikanischen Still" herumgeschlichen bin wie um einen Pornoshop, nahm ich all meine Lässigkeit zusammen und ging hinein. Und wirklich, plötzlich Totenstille, alle Blicke auf mich. Eine asiatische Frau mit Mundschutz ruft mir irgendwas zu, ich vermute sie erkundigt sich nach meinem Begehr. Ich hebe meine Hände, den Gutschein, stammele rum, die Schicksen kichern, stecken die Köpfe zusammen. Offensichtlich bin ich der erste männliche Kunde. Man bedeutet mir zu warten, weist mir einen Platz zu. Ich warte, lasse mich beäugen. Es geht los, ich nehme an einem Tisch Platz, neben mir zwei 17-jährige Mädchen die sich mit er alten chinesischen Technik des Nägelauffüllens behandeln lassen. Die Instrumente mit denen sie traktiert werden, machen Angst und gereichen geräuschemässig jedem Zahnarzt zur Ehre.
Überraschenderweise behandelt mich ein Mann er hat die gepflegtesten Hände die ich je gesehen habe. Mit einem Ausdruck zwischen Abschätzigkeit und Belustigung begutachtet er meien Krallen, knipst die Nägel ab und weicht sie in einer Tinktur ein, um anschliessend etwas sehr sehr Stinkendes aufzutragen, was augenblicklich meine Nägel komplett aufweicht und sich in die umliegende Haut frisst. Die weiche Pampe wird nun heruntergeschabt, die Reste mit einer elektrischen Feile hochglanzpoliert. Der krönende Abschluss ist eine sehr wohltuende Finger-, Hand- und Armmassage. (Für 12 Euro, da kann man nich meckern!)
Ich werde zwar immer noch kein Handmodell, aber wer weiss wie es nach der nächsten Sitzung aussieht!
Und als ich den Laden verlasse bin ich mir fast sicher, das ich so ein Büschel Irgendwas durch die Neukölln Arcaden wehen sehe...

4 Kommentare:

.nin hat gesagt…

Kannst Du nicht vielleicht den nächsten Termin auf den Berlin-Marathon legen? Ich würd so gern mal mitkommen : )

Anonym hat gesagt…

Eine Wüstenhexe? Aber was soll ich sagen: Trag mich unter beeindruckt ein. Ich glaube den Gesichtsausdruck, den du drauf hattest, beim Betreteten des Studios zu kennen - unser Hund hatte den, als es zum Kastrieren ging.

Maggie hat gesagt…

Mich bitte auch unter beeindruckt eintragen !!

Anonym hat gesagt…

That's a great story. Waiting for more. »