Freitag, 30. September 2005

Easy Rider

I
Eine Kreuzung auf der Leipziger Str., ich warte auf dem Rad an der Ampel auf Grün, neben mich stellt sich ein älterer Herr, ebenfalls auf dem Rad. Er steht und klingelt, einmal, zweimal, dreimal, dauerhaft. Ich schaue ihn irritiert an, er bemerkts, schreit mich an: ICH HÖRE NICHTS!!! Na denn, denke ich, und fange an zu klingeln.

II
Wenig später am S-Bhf. Prenzlauer Allee, hektisches Freitagnachmittagsgewusel, Menschen strömen, belegen auch den Radweg auf dem nun ein Typ angebrettert kommt, eine Hand am Lenker, mit der anderen will er wohl wild winkend die Leute verscheuchen, dazu brüllt er: Weg da oder ihr seid des TEUFELS!

Mittwoch, 28. September 2005

Oans, Zwoa...


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Ich habe es getan, ich war in München auf dem Oktoberfest.
Enttäuschung 1: Die Wiesn ist gar keine Wiese sondern ein ziemlich großer betonierter Platz, mitten in der Stadt (Was vielleicht auch ein bisschen die relative Wohnungsknappheit in München erklärt, wenn man eine riesige Fläche elf Monate im Jahr brach liegen lässt und im zwölften als Trinkerversammlungsstätte nutzt, anstatt sie zu bebauen und zwar mit Häusern die mehr als zwei Etagen haben, denn das ist wohl der andere Grund für fehlenden Wohnraum). Enttäuschung 2: Auf dem Oktoberfest bedienen auch Männer und nicht alle Bedienungen heißen Resi. Aber wenigstens tragen sie alle Dirndl (also die Männer natürlich nicht, die heißen Manfred und tragen Lederhose und Strickweste).
Zunächst kam ich mir ja ein bisschen verarscht vor, als ich Samstag in München auf dem Hauptbahnhof ankam und die Frauen und Männer in Dirndl und Seppelhosen eindeutig in der Überzahl waren. Wenn man sich aber da dran gewöhnt und ein paar von den Kleidern aus der Nähe betrachtet hat, stellt man fest, dass es kaum eine Frau gibt der so etwas nicht steht und die Vielfalt beeindruckend ist.
Mein lieber Freund Torsten hat mit seiner Planung für unser Wochenende auch dafür gesorgt, dass ich möglichst viele Dirndl zu sehen bekomme und meine Studien unter optimalen Bedingungen fortsetzen konnte.
Sonntag morgen um halb elf mit dem Biertrinken anzufangen, klingt anfangs vielleicht etwas verkommen, aber man gewöhnt sich recht schnell daran. Schließlich sind wir ja in München, da ist das so üblich und ausserdem sitzen wir im Paulaner-Zelt und die tollste Oktoberfestbedienung Jenny wäre ziemlich irritiert und besorgt um ihr Trinkgeld, würden wir Kirsch-Banane-Saft und schwarzen Tee bestellen.
Um es ein wenig abzukürzen, irgendwann zwischen der fünften und der sechsten Maß habe ich wohl meine kritische Distanz verloren, da wechselten wir gerade vom Paulaner- ins Hacker-Zelt. Daß man alle paar Minuten anstößt, mit allen Menschen die im näheren Umfeld sitzen, meistens auf Befehl der Kapelle (Ein Prosit ein Prosit .... bekannt aus der Wiesn-Liveberichterstattung im Bayrischen Rundfunk), daran hatte ich mich gewöhnt, das ab 18 Uhr alle Menschen anfangen auf die Bänke zu steigen, rumzuhüpfen und ganz ganz schlimme Lieder mitzugrölen (bekannt aus den RTL2-Reportagen), damit hatte ich nicht mehr gerechnet, wog mich die beschauliche Idylle im Paulaner-Zelt doch in trügerischer Sicherheit.
Noch weniger rechnete ich aber damit, dass ich mich daran beteiligen und auch noch Spaß dabei haben würde. Zu meiner Verteidigung muß ich anmerken, dass ich die ganz schlimmen Lieder aber ausgelassen und währenddessen durchs Zelt gewandert bin und mich meinen Dirndl-Studien gewidmet habe.
Da die Theresienwiese mitten in der Stadt liegt und um 23 Uhr Schicht ist, kommt man auch noch prima nach Hause um seinen Rausch auszuschlafen und am nächsten Tag wieder fit zu sein. Denn während der drei Wochen Wiesnzeit geht in München niemand arbeiten, alle sind am feiern. Und weil wir uns den einheimischen Sitten und gebräuchen nicht verschliessen wollten, sind wir natürlich am Montag auch nochmal gegangen, diesmal wurden wir auch mit den Widrigkeiten der Platzsuche konfrontiert aber schliesslich fanden wir unseren Platz direkt neben der Kapelle an einem Tisch der hässlichsten Oktoberfestbedienung (die so hässlich war, dass ich mir nicht mal ihren Namen gemerkt habe. Und ausserdem war sie ziemlich doof, warum hab ich aber vergessen). Und wenn ich dachte, Sonntag wär was los gewesen, dann wurde ich hier eines besseren belehrt. Sehr ausgelassene Fröhlichkeit, die erstaunlicherweise nicht aufgesetzt wirkte, sehr ansteckend war und mich wiederum dazu verleitete, auf der Bank zu stehen, mitzugrölen und rumzuwippen und wenigstens einen Arm in die Luft zu recken.
Insgesamt kann ich feststellen, das ich entgegen allen Erwartungen ziemlich angetan bin von der Fröhlichkeit und Ausgelassenheit und der Authentizität der Veranstaltung und es wohl ziemlich schade wäre, wenn man sich in München entschliessen würde, die Wiesn doch mit Wohnungen zu bebauen.

Mittwoch, 21. September 2005

Gas

In meiner Wohnung riecht es nach Gas. Festgestellt habe ich das gestern zum ersten Mal. Nicht so stark, als dass es mich davon abgehalten hätte, den Herd zu benutzen. Irgendwann hab ichs auch vergessen. Als ich heut nach Hause gekommen bin, hab ichs wieder gemerkt. Mein Besuch hat bestätigt, es riecht. Also ruf ich den zuständigen Serviceonkel meiner Wohnungsbaugesellschaft an, Herrn S. Der hat gleich Feierabend, das merkt ich da dran, dass er mir heftig einreden will, dass er dafür nicht zuständig sein, sondern die GASAG. Erfahren im Umgang mit solchen Menschen ringe ich ihm die Zusage ab, dass er den Hauswart, Herrn W. mal vorbeischickt. Der kommt auch wenig später und ist mindestens genauso ungehalten wie Herr S., er hatte wohl auch schon Feierabend. Dit is kee Jas, sagt er, dit is von die Farbe eene tiefa. Die Wohnung wurde grad neu gestrichen. Herr W. ist starker Raucher, mein Vertrauen in sein olfaktorisches Beurteilungsvermögen ist nicht gerade groß. Aber mich auch noch vor den Herren vom GASAG-Notdienst als Memme zu blamieren hab ich auch nicht.
Über Gasexplosionen wird ja immer recht umfangreich berichtet. Ihr wisst also wenn ich recht hatte.

Dienstag, 13. September 2005

Die gelbe Gefahr

Heute wirkt die Partei Ralf Dahrendorfs, Thomas Dehlers und Karl-Hermann Flachs wie eine Prostituierte, die nach Mitternacht noch einen Freier braucht, um die Zimmermiete zu zahlen und über eine unendliche Reihe von Demütigungen und Selbstkasteiungen mit verkrampften Backenknochen ihr zahnloses Westerwellegrinsen grinst. Aber die FDP ist heute so frei, dass sie nicht mehr weiß, wozu sie da ist.

Ein schöner und ich befürchte sehr wahrer Artikel über die FDP findet sich bei telepolis, dem Magazin für Netzkultur, *klick*

Sonntag, 11. September 2005

Die Schlacht


Seit einigen Jahren gibt es ein Ereignis in Berlin, das wohl in keinen Touristenführer steht und was man wohl auch niemandem so recht erklären kann. Es handelt sich um die Schlacht zwischen den Bezirken Kreuzberg und Friedrichshain (dass die seit der Bezirksgebietsreform vor ein paar Jahren verwaltungtechnisch zusammengehören, interessiert niemand) die auf der Oberbaumbrücke, der einzigen Verbindung zwischen den Bezirken, ausgetragen wird. Um es vorwegzunehmen, traditionellerweise gewinnt immer Friedrichshain, weswegen die Siegesfeier auch schon am Abend zuvor stattfindet.
Unter Aufsicht der Polizei versammeln sich auf jeder Seite mehrere hundert Menschen in wilden Verkleidungen um sich erstmal längere Zeit mit altem Obst, Gemüse und Fischen zu bewerfen. Irgendwann dann drängt der Friedrichshainer Mob den Kreuzberger Pöbel mit Hilfe der Schlachtrufe NIE WIEDER KREUZBERG und OST OST OSTBERLIN zurück bis zur Schlesischen Str. wo das ganze ein jähes Ende an einer Barriere aus Wannen findet.

Wo ist dein Schild?

Ich war heute auf dem Trödelmarkt. Nee, nicht so rumlaufen, gucken, anfassen, nix kaufen sondern auf der anderen Seite, beim verkaufen. Nach ein bisschen Zögern habe ich meinen Vater begleitet, der sonst alleine dort hätte stehen müssen.

Flohmarkt ist ja vor allem eines: Typenrally. So viele seltsame, skurile und bemerkenswerte Menschen sieht man nicht oft auf einem Haufen. Morgens als erstes kommen die alten Männer, die Sammler, von Tintenfässchen über Militaria bis zu Rasiermessern wird nach allem Ausschau gehalten, immer mit so einer bestimmten Attitüde, die einem wohl vermitteln soll, dass man eigentlich dankbar zu sein hat dass er den Kram nun mitnimmt, wo es doch eigentlich gar nichts wert ist. Zwischendurch kommen immer wieder die Quatscher, Leute die scheinbar nur kommen um bei der ersten besten Gelegenheit ihre komplette Lebensgeschichte auszubreiten. Die aber leider meistens nicht so interessant ist um damit die Belästigung zu entschuldigen.

Zur Kaffeezeit schliesslich kommen die Frauen mittleren Alters, die Gläschen, Tässchen, Döschen sammeln. Bezahlen tun sie mit einer Drehung, zum Gatten hin nämlich, der hinter ihnen steht und umgehend die Brieftasche zückt.

Zwischendurch steht eine Frau bei uns am Stand, guckt und guckt und zeigt auf etwas und fragt ob das zu verkaufen ist. Nein, wir mieten hier einen Stand um unseren Hausstand auszustellen und eigentlich kostet es auch Eintritt. Hier ist dein Schild.

Samstag, 10. September 2005

Doch so schnell

Ich hätte es mir denken können, wenns um Eis geht, sind bestimmt Personen nicht zu bremsen. Die liebe Lina hat unter Einsatz raffiniertester technischer Mittel, wahrscheinlich sogar mit Scripten, den Jubiläumsabruf geschafft. Ich hoffe nur, dass ihr klar ist, dass es das Eis nur in Berlin gibt:-)

Konfetti!

Bald bald ists soweit, mein Blog wird zum eintausendsten Mal aufgerufen werden. Auch wenn ich die Hälfte der Besuche wahrscheinlich selbst verursacht habe, ist es trotzdem eine nette Zahl. Dem Jubiläumsbesucher winkt, sofern die Identifizierung möglich ist, namentliche Erwähnung und ein Eis.

Abt. Kunst und Freundlichkeit


Diese lustigen Bildchen finden sich seit ein paar Tagen an vielen Stellen in meiner Hood, keine Schrift, kein Hinweis auf den Urheber oder die Urheberin, ich gehe davon aus und hoffe, dass ein freundlicher Mensch sein sonniges Gemüt teilen möchte. Vielleicht male ich morgen mal eine Sonne aus.

Beobachtung II: Integration

Freitag Mittag, Görlitzer Park, die Sonne brennt, auf einem Fahrrad sitzt eine ältere türkische Frau in Mantel und Kopftuch und strampelt wie wild vor sich hin. Sie schwankt ziemlich stark, wird gestützt von zwei jüngeren Frauen die neben ihr her rennen, wild gestikulierend auf sie einredend. Vielleicht fängt sie ja auch noch mit dem Deutschlernen an, wenn’s mit dem Radfahren alleine klappt.

Beobachtung I: Rebellion

Zwei junge Menschen, ein mehr oder minder putziges Teeniepärchen mit H&M-Punk-Attitüde, stellen ihren rebellischen Geist unter Beweis in dem sie sich zum Döneressen mitten auf den Bürgersteig setzen, vors Sportlerheim, die Kneipe für alle die vom Leben wirklich nichts mehr erwarten.