Donnerstag, 29. Dezember 2005

Schweinetaxe

Heute war es mal wieder so weit, ich fahre mit dem Zug. Und zwar nicht mit irgendeinem Zug sondern mit dem Regionalexpress. Früher hiess der Schweinetaxe und bestand aus zwei Triebwagen die so laut waren, dass man sein eigenes Wort kaum verstand.
Heute sind zwar die Wagen leiser, verstehen tut man sich aber immer noch nicht, weil alle 30 Sekunden eine Fanfare ertönt, die die Ankündigung des nächsten Haltes ankündigt, auf welcher Seite sich, Überraschung! diesmal der Ausstieg befindet, dass wir erst 12 Minuten Verspätung haben und wann der Schaffner Zugbegleiter kacken geht.
Ich gehe also zum Fahrkartenschalter und frage den Servicedrachen ob hier den auch Züge nach Berlin fahren (Ich befinde mich in Schwerin, der Rockin’ Landeshauptstadt von Mecklenburg-Vorpommern). Sie schaut irritiert und nickt.
Gut, dann will ich da hin.
Sie grunzt mich an: Bahncard? Ich schaue freundlich fragend.
H a b e n S i e e i n e B A H N C A R D ???
Ist das verpflichtend?
Also keine.
Langsam fängts an Spass zu machen. Ich teile ihr mit, dass ich seit mindestens fünf Jahren nicht mehr Bahn gefahren bin (dass dies nicht ganz stimmt, muss kriegt sie nie raus!) und damit ja quasi Neukunde bin und ob es denn da nicht einen kleinen Begrüssungsrabatt gäbe. Entgeisterung springt mich an.
Wollen Sie mich verkackeiern (Mittelalte Frauen sagen immer verkackeiern, wenn sie meinen schelmisch zu sein)
Ich bleibe ernst.
Also ACHTUNGZWANZIGSECHZIG. Die Nachfrage was denn heut das vegetarische Menü ist, erspare ich mir und ihr.
Auf dem Bahnsteig fühle ich mich in einer Raum-Zeit-Verschiebung gefangen: Auf Gleis drei fährt ein der Regionalexpress nach Berlin. Abfahrt war 8:17. Es ist 8:23.
In einem Viehtransport kann es nicht viel unbequemer sein, es gibt natürlich keine Steckdosen (was mich und meinen Viereinhalbstundenpowerbookakku nur am Rande interessiert), die Toilette ist nicht zugänglich, der Schaffner schaut mich bei jedem Vorbeigehen so misstrauisch an als wäre ich Araber.
Dafür aber sind meine Mitreisenden echte Highlights, Doreen mit ihrer Tochter Chantal. Ich darf auf ihr Gepäck aufpassen während Sie den Snackautomaten suchen gehen als Chantal Hunger hat.
In Berlin hat es mal wieder geschneit, was Winterdienste und die BVG im Dezember mal wieder so überrascht, das alles zusammenbricht. Der Zug fährt nur bis Charlottenburg, 20 Minuten lang steht er rum ohne Ansage, dann der genuschelte Hinweis, dass irgendwas mit den Weichen nicht stimmt, man wisse nicht wann es weitergeht, aber freundlicherweise mache man die Türen auf, soll der Pöbel doch mit der S-Bahn weiterfahrn. Nachdem ich 3 Minuten ganz alleine sitze, beschliesse ich ebenfalls auszusteigen. Keine Minute nach Umsetzung des Beschlusses fährt er natürlich weiter...

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